Das Werk ist ein moderner Roman und doch so anders geschrieben als man es von herkömmlichen Büchern gewohnt ist. Denn sein Autor Franz Kafka ist ein Meister des unbestimmten Erzählens. Personen und Orte sind vage beschrieben und nicht näher bestimmt. Und dann auch noch der besondere Erzählstil: Kein Autor schreibt so gefühlvoll, melancholisch ja fast schon depressiv wie Kafka.
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Kafka ist der große Deuter unter den Erzählern. Ein stilistisches Merkmal ist Kafkas deutendes Erzählen mit bewußt knapp und vage gehaltenen Andeutungen. Namen und Bezeichnungen sind zuweilen Anspielungen und können sprachlich gedeutet werden.
Stilistische Entsagung erscheint als Franz Kafkas ästhetisches Prinzip und Reduktion als Stilmittel. Die Beschreibung und die Handlung in dem Werk ist stark verknappt, ja reduziert. Das Erzählerische beschränkt sich auf eine Reduktion auf das Geschehen.
Die schockierenden Begebenheiten werden in einer schmucklosen, nüchternen Sprache berichtet. Kafkas Stil ist ohne Extravaganzen, Verfremdungen und Kommentare. Sein Ziel ist eine höchstmögliche Steigerung der Wirkung des Textes kraft äußerster Beschränkung der sprachlichen Mittel. Kafka war sehr erfolgreich in seiner Bemühung, einen höchst objektiven Stil zu erreichen.
Kafka wählt einen sachlichen, kühlen Berichtsstil, durch den das Erstaunliche und Unerklärliche vom Leser als Tatsache hingenommen wird. Je knapper die Formulierungen ausfallen, desto stärker wird der Leser oder Rezipient stimuliert, das Erzählte nachzuvollziehen. Die Suggestion der Realität des Erzählten ist dermaßen vollkommen, daß vom Leser über dessen (Un-) Möglichkeit gar nicht nachgedacht wird. Kafkas Ziel war es, adäquat darzustellen, statt zu verfremden.
Die Beschreibungen sind zumeist recht wage. Weder Zeit noch Ort der Handlung sind klar bestimmt.
Das Werk ist ein Buch, das von zahlreichen Andeutungen und Rätseln lebt, von einer Atmosphäre des latent Geheimnisvoll-Bedrohlichen. Ebenso stilprägend ist die Reduktion des Personen auf ihre fachliche Tätigkeit.
Mit großer Souveränität beginnt Franz Kafka seinen Roman »Das Schloss« – ein Autor, der seinen Stil und seine dramaturgischen Mittel gefunden hat: er schreibt ohne Effekthascherei, gibt nur Minimum an Informationen preis – so dass alles sehr rätselhaft erscheint – und berichtet gleichzeitig mit einer fast chirurgischen Präzision.
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Wie viele von Kafkas Erzählungen und Romanen, ist auch »Das Schloss« recht düster gestimmt und von einer gewissen Undurchdringlichkeit, beherrscht er doch wie kaum ein Zweiter den atmosphärischen Aufbau einer undurchsichtigen, ablehnenden und sich lähmenden Umgebung. Auch »Das Schloss« weist die typischen Erzählmerkmale auf, bei denen ein Mensch anscheinend zufällig in ein immer unüberschaubareres und sich verdichtendes Netz von Bürokratie und Organisationsformen gerät, aus denen es kaum einen Ausweg zu geben scheint.
Die Schilderungen sind albtraumhaft, düster und mysteriös, doch zugleich oft grotesk-komisch. Einzigartig ist Kafkas Schreibstil: Kaum eine Aussage kann als gesichert akzeptiert werden, alles wird sogleich relativiert und infrage gestellt.
Nimmt man dem Roman seine Düsternis, lassen sich auch viele humorvolle Stellen entdecken. All die Dinge, welche dem Landvermesser K. passieren, die Figuren, denen er begegnet, sein vergebliches Bemühen – all das ist komisch. In diesem Buch zeigt Kafka, wie komisch er wirklich ist. Sein Humor ist aber keiner, der sich aufdrängt oder liebdienerisch anbietet. Er ist eher beiläufig, dahingeworfen, so dass man achtgeben muss, ihn aufzufangen, nicht an ihm vorbeizulaufen.
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Es gehört zu Kafkas stilistischen Mitteln, unbestimmt zu bleiben und keine präzisen Angaben zu Zeit und Ort zu machen.
Wo sich das Schloss befindet, gibt Kafka nicht preis, so daß das Schloss eine Metapher bleibt. Das Schloss liegt bei Kafka oberhalb des Dorfes. Darin befindet sich eine Verwaltung, deren Beamtenapparat einen übermächtigen Einfluss auf die Dorfbewohner auszuüben scheint.
Das Dorf hat kaum mehr als zwei Gasthäuser und zwei Gassen. Aber diese kleine Welt ist nicht, wie sprachliche Routine es nahelegt, überschaubar. Im Gegenteil. Sie bietet trotz ihrer Enge Raum genug für romantische, groteske, bedrohliche, lächerliche, unverständliche, aber immer dramatisch fruchtbare Ereignisse. Schnee und Müdigkeit dämpfen üblicherweise die Lebensenergien, in diesem Fall befördern sie die Konzentration.
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Zwei scheinbar gegensätzliche Grundstimmungen prägen den Ton und Atmosphäre der Erzählung. Auf der einen Seite ist da die Beklommenheit, das Ausgeliefertsein K‘s an eine recht obskure Bürokratie. Auch Widersinn der Bemühungen des Landvermessers trägt zu diesem bedrohlichen und düsteren Grundton des Romans bei, welcher an diesen Stellen dokumentarisch darlegt und dazu ebenso prophetisch vorausahnt, wie die hochkomplexen bürokratischen Gesellschaftsmaschinerien des 20. Jahrhunderts das Individuum mit Repression und Angst konfrontieren.
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Das Werk unterliegt einer düsteren Ästhetik. Die Handlung spielt Mitten im Winter. Der größte Teil der Handlung erfolgt in der Dunkelheit. Die Tage sind so kurz, dass das Tageslicht nur wenige Stunden andauert. Und selbst an frühen Sommertagen fällt an diesem Ort gelegentlich noch Schnee.
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Eine Handlung allerdings entwickelte Kafka nur in den Anfangskapiteln des Romanfragments. Die Handlung verliert sich in dem Roman, nur in den anfänglichen Kapiteln wird eine Handlung entwickelt. Die fortschreitenden Kapitel sind dagegen durch lange Dialoge und in sich kreisende Gespräche geprägt. Und sobald irgendeine Spur zur weiteren Entwicklung der Ereignisse zu erkennen ist, verläuft sie ins Nebelhafte, Ungewisse.
Noch mehr als im »Prozess« wird der Leser auf immer neue Seitenspuren der Handlung gelockt und nach zwanzig Kapiteln ist jede Hoffnung auf eine Auflösung der Handlung Der kausale Ablauf ist zunehmend vermindert.
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Der Roman hat neben bedrückenden viele skurrile und komische Passagen, gerade diese signalisieren jedoch oft die Aussichtslosigkeit der Situation, insofern kann der Roman auch als „schwarze Satire“ gesehen werden. Durch verschwimmende, unlogische Ort- und Zeitbezüge und sich eigenartig verselbstständigende materielle Objekte wird außerdem ein stark surreales Moment dargestellt.
Als Stilmittel werden keine Krimi-Spannungsmomente oder physischer Horror wie in »Der Prozess« oder »In der Strafkolonie« verwendet.
Die weiteren Ereignisse sind grotesk: K. wird ersatzweise als Schuldiener angestellt, seine Gehilfen benehmen sich wie Clowns, zudem erlebt er einige amouröse Verwicklungen.
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Kein Kafka ohne das Kafkaeske. hier in der überspitzten Form der Bürokratie-Kritik.
Kafka überzeichnet einige Vorgänge in seinem Roman, besonders die Darstellung oder besser die Schilderung der bürokratischen Vorgänge scheint völlig überspitzt. Die Tatsache, dass man nicht einmal bemerkt, ob eine Angelegenheit noch behandelt wird oder nicht, liegt daran, dass alles so langsam voranschreitet, daß es für außenstehende des Schlosses völlig undurchsichtig ist.
Das Kafkaeske ist fast körperlich zu spüren: Wie K., der Landvermesser, in das fremde Dorf kommt. Wie er beäugt und nur ungern eingelassen wird. Und: Wie er schließlich alles daran setzt, ein Ziel zu erreichen: das Schloss, doch die von dort ausgehende Bürokratie scheint in diesem Dorf alles zu beherrschen.
„Nirgends noch hatte K. Amt und Leben so verflochten gesehen, wie hier.“
„So verflochten, dass es manchmal scheinen konnte, Amt und Leben hätten ihre Plätze gewechselt.“
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Kafka besticht auch durch seine eigenartige Zeichensetzung, welche als entscheidend für den Stil angesehen wird.
»Das Schloss« von Franz Kafka - Rezension
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