Samstag, 18. September 2021

Franz Kafka und die Verrätselung der Welt



Franz Kafka steht mit seinen Werken für eine geheimnisvolle Verrätselung der Welt, denn vieles in seinem Werk ist merkwürdiges Rätsel geblieben.

Aber wie kein Zweiter ist ein Schriftsteller durch seinen Beruf als Versicherungsangestellter in so direkter Weise mit dem Grundwiderspruch der modernen Gesellschaft, mit sozialer Not und Ausbeutung, mit den Arbeitern wie mit den Unternehmern, konfrontiert worden wie Kafka.

Karlsbrücke in Prag Seine Heimatstadt Prag kommt in seinen Werken literarisch nicht vor, das Prager Leben findet nicht statt, denn alles ist sorgfältig verfremdet.

Samstag, 21. August 2021

»Heimkehr« von Franz Kafka


Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind.

Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.

»Heimkehr« von Franz Kafka

Dienstag, 27. April 2021

1925: Kafkas "Der Prozess" erschienen

Der Prozess

Im Berliner Verlag "Die Schmiede" erschien am 26. April 1925 der Roman "Der Prozess" des ein Jahr zuvor verstorbenen Autors Franz Kafka (1883-1924). Ein Teil des Romans war bereits als die Parabel "Vor dem Gesetz" 1915 in der Zeitschrift "Selbstwehr" abgedruckt worden.

Der unvollendete und Fragment gebliebene Roman entstand 1914/1915 und war durch die Initiative von Kafkas Freund Max Brod erhalten geblieben. Obwohl Kafka testamentarisch verfügte, seinen literarischen Nachlass zu verbrennen, brachte Brod seine Texte zur Veröffentlichung. Später wurde er wegen der philologischen Ungenauigkeit seiner Ausgaben kritisiert. Vor allem bei "Der Prozess" stellt sich ein besonderes Problem: Die Reihenfolge der Kapitel ist unbekannt und führte zu unterschiedlichen Ausgaben des Werkes.

"Der Process" - auch "Der Proceß" oder "Der Prozeß", Titel der Erstausgabe: "Der Prozess" - ist neben "Der Verschollene" - auch unter dem Titel "Amerika" bekannt - und "Das Schloss" einer von drei unvollendeten und postum erschienenen Romanen von Franz Kafka.

Literatur:

Der Prozess
Der Prozess von Franz Kafka

Weblink:

Die Online-Fassung von Kafkas "Der Prozess" - Gutenberg-Projekt